Die Kunst der Lösungslosigkeit
ES MUSS EINE LÖSUNG FÜR JEDES PROBLEM GEBEN - WER SAGT DAS.
Wir leben in einer Gesellschaft, in einem kulturellen Dunstkreis, einem sozialen Gefüge, indem es stetig eine LÖSUNG für ein PROBLEM geben muss. Auszuhalten keine Lösung parat zu haben, gestaltet sich oft als immens schwer.
Schon im zwischenmenschlichen Austausch können wir uns dabei auf frischer Tat ertappen, wie wir impulsartig versuchen, dem Gegenüber eine eigens konzipierte, durch eigene Erfahrungswerte geprägte, Lösung für das 'PROBLEM' anzubieten. Dies geschieht keineswegs mit böswilliger Absicht, NEIN - ganz im Gegenteil- wir möchten Gutes tun, den*die Gesprächspartner*in unterstützen, ganz getreu dem Motto - Na - genau, eine Lösung zu finden.
Wer dem Irrglauben unterliegt, dass dieser impulsartige Zwang der stetigen Lösungsfindung nur im Austausch zweier Personen wiederzufinden wäre, der sollte jetzt mal kurz in sich hineinhorchen.
Der innere Dialog ist wohl der verbissenste, sozusagen der Wadenbeißer unter den Lösungsfindern. Festbeißen und nicht lockerlassen, bis wir eine Lösung erzeugt haben, ist hier die Devise. Ob diese Verbissenheit wirklich etwas konstruktives hervorbringt, sollte man hinterfragen.
Die allbekannten Phrasenschweine gilt es auch noch kurz zu erwähnen, welche uns unentwegt daran erinnern sollen, dass es außerordentlich wichtig sei eine richtige Lösung zu finden und zwar 'pronto'. Jeder weitere Austausch ist Zeitverschwendung & zwecklos.
Fassen wir nochmal die drei Hauptakteure zusammen:
Der Konzeptionist gestaltet während des Austauschs aus eigens gelebten Erfahrungen und dem subjektiven Empfinden, die Lösungsansätze, um ein unterstützendes Fundament zu bauen.
Der innere Wadenbeißer ist ein hartnäckiger, unangenehmer Zeitgenosse. Seine Verbissenheit die eine richtige Lösung zu finden, führt dazu dass sein Blickfeld immer kleiner wird. Antworten sucht er entweder aus den eigens gelebten Erfahrungen der Vergangenheit oder er versucht die Zukunft vorherzusagen.
Das Phrasenschwein kümmert sich nicht sonderlich um Erfahrungswerte,Vergangenheit oder Zukunft - es ist der Überzeugung mit einem Satz alles wichtige gesagt zu haben.
Diese drei Protagonisten*innen sind ein stete*r Begleiter*innen, wir fragen sie um Rat, aktivieren die Verbissenheit und befinden uns im regen inneren und äußeren Austausch. Und vor lauter Suchen, verharren wir in der Situation und nehmen uns die Chance in den Aktionismus zu starten. Je länger wir auf der Suche sind, desto mehr Zweifel und Ängste kommen auf, desto mehr innerlicher Druck entwickelt sich und das führt schlussendlich immer mehr zum Verlust des Weitblicks der Möglichkeiten. Wir setzen uns eigene Beschränkungen und bauen neue Grenzen auf, wo wir vorher noch keine erbaut hatten.
„Am meisten Energie vergeudet der Mensch mit der Lösung von Problemen, die niemals auftreten werden.“
W. S. Maugham
Die Lösungslosigkeit mag sich erst mal wie ein Labyrinth anfühlen, weil man den Weg noch nicht kennt oder sieht. Dem ist jedoch keineswegs so, es gibt uns eher die Möglichkeit des 'AUSPROBIERENS' und zwar im HIER & JETZT. Neue Erfahrungswerte, Erkenntnisse zu sammeln und zu verstehen das Fehler uns genauso einen Schritt voranbringen, wie jeder noch so große Erfolg. Dass es manchmal erst einen Schritt rückwärts geht, bevor es wieder vorwärts geht - dass wir uns ab und an im Kreis drehen, denn das Leben ist nicht linear und vorhersehbar sondern eine Aneinanderreihung von Punkten.
Schenkt euch Mut, Vertrauen und die Leichtigkeit, dass es nicht immer eine sofortige Lösung für alles geben muss. Schenkt euren Herzenswünschen aktives zuhören und Mitgefühl - zelebriert die Kunst der Lösungslosigkeit.